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 Lebensraum und Vorkommen der Dalmatinischen Landschildkröte Testudo hermanni hercegovinensis

Durch zahlreiche Reisen zu unseren Bekannten nach Trogir und auf die Insel Dugi Otok (Kroatien) ,besuchte ich trotz Zeitmangels immer wieder einige mir bekannter Schildkrötenbiotope um die Tiere in freier Wildbahn zu beobachten. Nach Bekanntwerden der neuen Unterart der Dalmatinischen Landschildkröte vor 4 Jahren führte ich meine Beobachtungen etwas aufmerksamer durch. So konnte ich damals schon feststellen, dass Alttiere aus höheren Lagen z.B. oberhalb von Biograd meist olivgrün gefärbt und insgesamt dunkler gezeichnet waren als z.B. in den Habitaten von Zadar und Trogir. Ausgewachsene Schildkröten waren auch immer etwas kleiner als die der Küstenregionen. Tiere in den voneinander isolierten Populationen von Zadar und Trogir lebten in teils steppenartigen Landschaften, waren insgesamt grösser, schwerer und immer saharagelblich gefärbt. Besonders aufgefallen ist mir, dass es in den beiden Habitaten vergleichsweise viele Exemplare mit ungeteiltem Schwanzschild und häufiger, als in den Habitaten von Sibenik und Biograd Tiere mit einseitigem Hüftschild (Inguinalschild) lebten. Resultierend aus diesen wenigen Erkenntnissen der populativen Unterschiede, werden sich schon mittelfristig mindestens 2 neue Unterarten der Testudo hermanni Familie ergeben.

Der Lebensraum der Dalmatinischen Landschildkröte in den Habitaten von Trogir und Sibenik war stets staubtrocken, karg, steinig und ohne Vorhandensein von Wasserstellen, zumindest in den Monaten Juli bis Mitte September. Das Versteck, worin sich die Tiere bei grosser Hitze und zur Übernachtung zurückziehen war ebenfalls immer staubtrocken ,auch das der Jungtiere. Die Aufnahme von Tau in den frühen Morgenstunden konnte ich nicht beobachten, da die Tiere erst ab 9:00 Uhr ihren Unterschlupf verlassen und der Tau zu dieser Zeit schon lange von den Gräsern abgetrocknet ist.

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Gelege Habitat klein2

Foto: J.Ringelhan 2001

Das Bild zeigt ein verlassenes(Schlupf) oder ausgeraubtes Gelege der Dalmatinischen Landschildkröte nördlich von Trogir Anfang Juli 2002. Das Gelege war auch in einer Tiefe von 20 cm immer noch staubtrocken. da die Lufttemperaturen in den Morgenstunden (9:00 Uhr ) schon die 25°C Marke überschreiten, halten sich die Tagesaktivitäten der Tiere in engen Grenzen und beschränken sich nur auf eine kurze Nahrungsaufnahme von Samen, trockenen Gräsern und verdorrten Blättern. Ab 10:30 Uhr steigen die Temperaturen im Habitat weit über 33°C. Die Schildkröten suchen dann ihre Versteckplätze unter Büschen und Grashorsten auf. Man sieht die Tiere dann den ganzen Tag nicht mehr.

Foto: J.Ringelhan 2001

Paarungsaktivitäten wie in den Gehegen bei uns Zuhause konnte ich zu dieser hochsommerlichen Zeit im Habitat nicht beobachten. Die Tiere gehen zu dieser Jahreszeit sehr sparsam mit ihrem Energie- und Flüssigkeitshaushalt um. Dieses ist auch notwendig, um in diesen, für unsere Begriffe unwirtlichen Bedingungen in der Natur zu überleben. Die Schildkröten haben sich an die geschilderten Bedingungen scheinbar hervorragend angepasst.

Grundsätzlich muss man sagen das die von mir besuchten Populationen vom Tierbestand her gesehen, recht dünn besiedelt sind, und man daher schon von Restpopulationen sprechen kann. Die vorhandenen Bestände sind von der Anzahl der Tiere nicht mit den Vorkommen in Griechenland und Bulgarien zu vergleichen.

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Dalmatinische LandschildkröteTestudo hermanni hercegovinensis in einem stellenweise niedergebrannten gebirgsähnlichem Habitat bei Biograd na Moru / Kroatien  August 2001

Dalmatinische LandschildkröteTestudo hermanni hercegovinensis in einem Habitat nordöstlich von Trogir / Kroatien  Juli 2002

Dalmatinische Landschildkröte Testudo hermanni hercegovinensis in einem Steppenähnlichen Habitat bei Zadar/Kroatien Juli 2005

Dalmatinische LandschildkröteTestudo hermanni hercegovinensis in einem Gebirgshabitat nördlich von Sibenik / Kroatien  August 2003

Das Verbreitungsgebiet der Dalmatinischen Landschildkröte Testudo hermanni hercegovinensis erstreckt sich entlang der Küstenregion von Istrien ( Pula) durch Dalmatien mit einigen Unterbrechungen durch Gebirgszüge nach Bosnien-Herzegowina bis hin nach Montenegro (Petrovac und Virpazar am Skardarsko jezero).Weiter südlich (Albanien) treten dann die ersten Mischpopulationen mit der Griechischen Landschildkröte Testudo hermanni boettgeri auf. PERÄLÄ gab 2002 folgende Fundorte an: Trebinje (Bosnien-Herzegowina), Dubrovnik (Kroatien), Zavala(Kroatien), Mostar(Bosnien-Herzegowina), Bucht von Kotor(Montenegro), Zadar(Kroatien), Bileka (Bosnien-Herzegowina, Budva (Montenegro).

Das Wetter im Habitat (Kroatien)

 

Verbreitung Dalmatiner4

Die Karte zeigt einige teils mir bekannte Vorkommen der Dalmatinischen Landschildkröte Testudo hermanni hercegovinensis in Kroatien und Bosnien-Herzegowina. (2001)

Die von mir in regelmässigen Abständen besuchten Vorkommen der Dalmatinischen Landschildkröte waren die Habitate von: Trogir, Zadar ,Sibenik, Biograd und eine kleine Population der Insel Murter (warscheinlich ausgesetzte Tiere). Mein Vater G.Ringelhan bereiste mit seinem Wohnmobil von 1997 - 2004 die südlichen Teile von Kroatien, aber auch Bosnien-Herzegowina und Montenegro. Er bestätigte mir folgende Fundorte: Neredwa - Tal bis Pocitelj (Kroatien), Wallfahrtsort Medugorje (Bosnien - Herzegowina), Bucht von Kotor (Montenegro) und Virpazar am Skadarsko jezero(Skutarisee in Montenegro). Da mein Vater auch über Kenntnisse der einzelnen Schildkrötenarten verfügt konnte er mir die Fundorte nennen, und um welche Art es sich dabei handelt. In den meisten Vorkommensgebieten handelt es sich um die Dalmatinische Landschildkröte (ausser am Skutarisee (Montenegro) dort gibt es die ersten Mischpopulationen bzw. Vorkommen der Griechischen Landschildkröte) Die in den südlichen Gebieten lebenden Dalmatinischen LS treten im Vergleich zu den nördlichen Verbreitungsgebieten in recht grosser Anzahl auf.

Bei Gesprächen mit unseren Bekannten aus Trogier (die selbst ein paar kleine Ackerflächen bewirtschaften ) stellte sich immer wieder heraus, dass die Einheimischen die unter Schutzstellung der Landschildkröten nicht nachvollziehen können, da sie sie als Schädlinge ihrer kleinen Landwirtschaft und als Nahrungskonkurrent der Ziegen- und Schafherden ansehen. Nach einigen kleineren Streitgesprächen mit Ivo und anschliessender Versöhnung mit Rakia ( Traubenschnapps ) versprach er mir die Schildkröten auf seinem Acker wenigstens nicht mehr zu erschlagen. Ich bin der Überzeugung, wenn es in Kroatien kein baldiges Umdenken in Sachen schonender Umgang mit der Natur gibt, wird es in wenigen Jahrzehnten die meisten oder gar alle der ohnehin kleinen Schildkrötenpopulationen nicht mehr geben. Das Umweltdenken in Kroatien ist ein grundlegend Anderes als in Deutschland. Anfallender Müll wird meist verbrannt und unbrennbare Gegenstände in der Landschaft entsorgt

Vorkommen der Dalmatinischen Landschildkröten in Slowenien sind mir persönlich unbekannt mit Ausnahme einer sehr umstrittenen Zuchtfarm in der Nähe von Maribor. Einem befreundetem Halter von Landschildkröten wurde der Zutritt zu dieser Zuchtfarm untersagt und ihm mit Nachdruck nahe gelegt die Anlage von aussen nicht zu Filmen und zu Fotografieren. Wie die Betreiber dieser Farm legal an ihren Tierbestand von immerhin 1800 Zuchttieren gekommen sind, ist mir persönlich rätzelhaft. Aber vielleicht kann mir jemand Informationen diesbezüglich geben.

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Foto: J.Ringelhan 2002

Foto: J.Ringelhan 2002

Mitten in der Kroatischen Macchia. Diese Müllhaufen gibt es in Kroatien massenhaft und sind auf ganze Landstriche verteilt. Natürlich sind auch diese Müllkippen an den alljährlichen Busch- und Flächenbränden Schuld, die eine intakte Schildkrötenpopulation nach der anderen vernichten.

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Viele Landstriche an der Dalmatinischen Adriaküste sind noch immer vermint diese Warnschilder sieht man oft im Hinterland von Zadar. Das Betreten ist natürlich streng verboten und Lebensgefährlich.

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Foto: J.Ringelhan 2003

Um sich diesen Hinterlassenschaften des Krieges zu entledigen werden die verminten Areale von den Bauern kurzerhand Brandgerodet um die Minen zur Explosion zu bringen. Was, dass für die dort lebenden Tiere bedeutet brauch ich nicht zu erwänen. Das abgebildete Biotop wurde 2005 abgefackelt.

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Foto: J.Ringelhan 2006

Foto: J.Ringelhan 2006

Ruine 2001

Foto: J.Ringelhan 2006

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